LYRIK
fliegende pelzwesen
stell dir fliegende pelzwesen vor
sie wären so wie du und ich
flögen und leckten sich den pelz
alles andere täten sie nicht
Mitarbeiter
Sie nahen
Heran mit Kopien
Ihre Gesichter
Lippenzucker
Masken im Kaffeegas
KONTAKT
LITERATUR IM BAU
ein literarisches Kunstprojekt - raumplanerisch erschlossen von Sabina Barrile und textlich untermauert von Tommy Schleicher in Zusammenarbeit mit weiteren Autoren
Wir sprechen gegen Wände und die Wände sprechen zu uns zurück. Wir erkundschaften die Romantik des Treppenhauses, fragen nach dem Expressionismus von Fliesenmustern und suchen die dadaistischen Risse im Gebälk.
Das Ziel unseres Projekts ist nichts geringeres als die Errichtung einer poetischen Tektonographie.
Eine sprecharchäologische Begehung des bestehenden und entstehenden architektonischen Raumes an deren Ende ein literarisches Erzeugnis stehen soll.
Mit anderen Worten: Wir begleiten Bauprojekte, an denen die WSS Architekten beteiligt sind, über das nächste Halbjahr hinweg mit Tintenfass und Schreibfeder und lassen uns inspirieren.
Das Ergebnis erscheint dann nächsten Sommer als exklusiver literarischer Sammelband.
ein literarisches Kunstprojekt von Tommy Schleicher
Dorfes Sterben
Im Spielegarten hüpfen
Nur der Erlen Schattengeister
Und knarrend eine Wippe
Um die herum die Spatzen kreischen
Nordwärts biegt es sich zu den Flaggen hin
Hinter Efeu und Zaun erschrickt ein Hund
Von irgendwo her riecht es nach warmem Brot
Und in die Stille schlägt der Kirchturm seine Stund
Von den vier Engeln her
Die marmorn zum Himmel klettern
Hört man Pfiffe von Gassenwind
Dazu ein monotones Plätschern
Das Pflaster rundherum
Ein leerer Gang
Daran ein Postamthäuschen
Das man mieten kann
Unentwegt geht hier das Laub entlang
Und ab und an
Ein alter Mann
ozeanopoden
I
den grund aller dinge
stöberten, während wir schliefen
sie lang schon auf, schlingel
tierchen aus der tiefe
II
sie verzeihen uns, weil
sie wissen, dass wir nicht wissen
was wir tun und zum teil
weil wir trotzdem bemüht beflissen
III
sie lesen unsere flugschreiber
und können nicht verstehn
wohin wir denken, worin wir bleiben
wie wir stürzen und dabei nichts sehn
IV
sie unterfliessen das meer
den metabolismus, den ewigen
und mögen das leben sehr
das subaltern sie befehligen
Stroh Feuer Zeichen
Knirscht im Schlaf
zermalmt sich jede Nacht
in seine Träume
Sein nüsternes Atmen
jagdener Schrei
Aufruf an das Totemtier
In seinen Zähnen schläft
das wilde Wünschen
marschiert die Existenz
feline strategieräume
wenn katzen in schachteln
sich eng aneinander schmiegen
tun sie das, um ihre träume
planvoll zusammen zu schmieden
es sind pläne aus purem fell
wunderschön und radikal verrückt
und vor allem viel viel zu wichtig
drum schlafen sie nie lang am stück
präsentiert von WSS Architekten AG
AUTOFICTION
Tommy Schleicher *1978
arbeitet als freier Journalist und Texter.
Er beschäftigt sich mit Kunst, Philosophie, Soziologie und Linguistik, mag den Weltraum und ist verliebt in die Meeresbiologie.
Darüber hinaus schreibt er Lyrik, trägt sie mit sich herum und im gesamten deutschsprachigen Raum vor.
Ausserdem schreibt er Filmdrehbücher, Kinderbücher und an einem Roman.